Ramafort Etikett mit hochwertiger Druckgrafik

 

Etiketten Ramafort 2016

 

Der Jahrgang 2016 von Château Ramafort wurde mit zwei verschiedenen Etiketten-Editionen versehen. Beide zeigen hochwertige Druckgraphiken. Ich wünsche viel Vergnügen bei der Lektüre: Philipp Schwander

 

 

Etikett Claude Lorrain (1600- 1682)

Der vorwiegend in Rom wirkende lothringische Barockmaler Claude Lorrain, eigentlich Claude Gellée, trug mit seinen klassisch-idealisierten, in wunderbares Licht getauchten Bildern entscheidend zur Entwicklung der Landschaftsmalerei bei. Im Jahr 1637 gelang ihm der Durchbruch: Papst Urban VIII. bestellte gleich vier Gemälde bei ihm; fortan führte er nur noch Aufträge hoher Würdenträger aus. Lorrain ist neben Poussin der bedeutendste französische Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts und wurde u.a. zum Vorbild für die Maler der Romantik und des Impressionismus.

 

Claude Lorrain schuf auch ein kleines Werk von rund vierzig Radierungen. Seine berühmteste ist Le Bouvier (Abb. 1), die 1636 entstand und zu den wegweisendsten Landschaftsgraphiken des 17. Jahrhunderts zählt; sie beeinflusste sogar die Schule von Barbizon und die englischen Landschaftsmaler im 19. Jahrhundert. Sir Francis Seymour Haden, Radierer und Rembrandt-Spezialist, schrieb: «The greatest of all Claude's etchings seems to me to be the Bouvier. In quality it is surprising, and in touch, magical - one never tires of wondering at it.» Der britische Kunstkritiker Philip Gilbert Hamerton notierte zu Le Bouvier: «For technical quality ofa certain delicate kind it is the finest landscape etching in the world. Its transparency and gradation have never been surpassed.»

 

Die Vorlage für das Ramafort-Etikett «Lorrain» bildete ein breitrandiger, früher Bouvier- Abzug Variante B des dritten Zustandes (von insgesamt sechs Zuständen; Zustand eins und zwei sind von allergrösster Seltenheit). Herkunft: Kennedy Galleries; P. & D. Colnaghi. Für die detaillierteren Beschriebe vgl. hierzu im Anschluss die Kommentare von H. Diane Russell, National Gallery Washington, und Lino Mannocci, Yale University. Das Blatt befindet sich in einer Schweizer Privatsammlung.

 

Etikett Carl Wilhelm Kolbe d.A. (1759 - 1835)

Einer der ungewöhnlichsten, eigenständigsten und zugleich - gemessen an seiner Bedeutung - unbekanntesten deutschen Künstler ist Carl Wilhelm Kolbe, der hauptsächlich in Dessau sein umfassendes graphisches Oeuvre schuf, das v.a. Landschaften und Pflanzen zeigt. Es greift in vielem bereits Themen des 19. Jahrhunderts auf, entzieht sich aber weitgehend einer präzisen Kategorisierung. Auch war Kolbe nur graphisch und nicht malerisch tätig, und da die deutsche Landschaftsdarstellung vor 1800 keine allzu grosse Beachtung fand, mag dies ebenfalls zu seiner geringen Bekanntheit beigetragen haben.

 

Zu Kolbes Zeit regierte Leopold III. Friedrich Franz das Fürstentum Anhalt-Dessau, das dieser umfassend reformierte und zueinem der modernsten Kleinstaaten Europas formte; hier liess er auch die ersten europäischen Landschaftsgärten ausserhalb Englands anlegen. Kolbe, 1798 vom Fürsten zum Hofkupferstecher ernannt, liebte die Dessauer Landschaft mit ihren riesigen Eichenwäldern und dem reich bewachsenen Ufer der Elbe zutiefst. Seine Leidenschaft für die üppige Vegetation wurde im Laufe der Jahre ausgeprägter, bis er sie zum eigentlichen Thema seiner Darstellungen machte - wahrscheinlich erstmals mit der Radierung Martens Nr. 84, in der eine übermannshohe Klettenstaude die ganze linke Bildhälfte einnimmt. Diese insgesamt 28 höchst ungewöhnlichen Kräuterblätter, unter Kennern berühmt und wahrscheinlich auch Max Ernst inspirierend, sind Kolbes ureigene Erfindung: eine Kombination von Stilleben und Landschaft mit überdimensionalen, immer wiederkehrenden Pflanzen wie beispielsweise Hopfen, Schilf, Zaunwinde, Löwenzahn, Wasserampfer oder die Grosse Klette. Einen ersten Höhepunkt in der Reihe der Kolbeschen Kräuterstücke stellt die «Kuh im Sumpfe, Martens Nr. 89» (Abb. 2) dar. Um 1801 folgt dann mit «Et in Arcadia ego, Martens Nr. 96» eines seiner schönsten Blätter. 1802 bringt er «Leierspieler am Brunnen, Martens Nr. 95» (Abb. 3) heraus, das zu seinen hinreissendsten Blättern zählt und welches das Ramafort-Etikett «Kolbe» ziert. Für die detaillierteren Beschriebe vgl. hierzu im Anschluss die Kommentare von Ulf Martens, Agnes Thum und Antony Griffiths. Das für das Etikett verwendete Blatt befindet sich in einer Schweizer Privatsammlung.

 

 

Weiterführende Informationen zu den zwei Druckgraphiken:

 

 

Claude Lorrain

Abbildung Le Bouvier

H. Diane Russell, National Gallery Washington

Lion Mannocci, Yale University

 

 

Carl Wilhelm Kolbe

Abbildung Kuh im Sumpfe, Kolbe

Abbildung Martens, Nr 95, Leierspieler am Brunnnen

Ulf Martens, Kommentar Kräuterblatt Nr 95

Agnes Thum, Kommentar Kräuterblatt Nr. 95

Antony Griffiths, Landmarks in Print Collecting