Der preisgünstige Bordeaux gewinnt

FÜR EINEN KULTWEIN existiert keine genaue Definition. Sicher ist: Er muss überragend sein, wird von vielen verehrt und oftmals geschickt vermarktet. Die Preise bewegen sich tendenziell im dreistelligen Bereich. Kult sind einige Merlotgewächse, etwa der superteure Château Pétrus aus dem Pomerol, der ebenso exklusive Masset oder Tenuta Ornellaia aus der Toskana, um lediglich zwei ganz berühmte Namen zu nennen. Zwischendurch lanciert ein Weingut einen neuen Premiumwein wie das Castello di Meleto aus dem Chianti Classico. Der erste Jahrgang des reinsortigen Merlotweins Parabuio kostet stolze 230 Franken. Wie schlägt sich der Newcomer gegen die Merlot-Prominenz aus dem Bordelais, der Toskana, der Schweiz, der Neuen Welt? Mit den Sommeliers Madeleine Löhner, Direktorin des Hotels Alex Lake in Thalwil, sowie Lukas Kroesen, Geschäftsführer des Restaurants HYG in Weggis, habe ich zehn Weine mit verdeckten Etiketten getestet. Mit einem überraschenden Resultat: Gewonnen hat der unbekannte und relativ preisgünstige, aber höchst vorzügliche Bordeaux des Château du Cauze aus dem Saint-Emilion (18,7/20 Punkte). Die Cuvée Sandra 2018 lehrt den Grossen das Fürchten. Knapp dahinter auf dem zweiten Platz reihte sich die Toskana-Legende Messorio 2019 des Guts Le Macchiole (18,5 Punkte, 185 Fr.) aus der Maremma ein. Die Degustationsnotizen, wo der Parabuio gelandet ist und wie die anderen verkosteten Merlots abgeschnitten haben: All dies erfahren Sie auf bellevue.nzz.ch.

 Quelle: NZZ am Sonntag/ Magazin 26. November 2023