Schwanders Empfehlung: Bordeaux 2018, NZZ am Sonntag vom 05.Mai 2019

TEXT PHILIPP SCHWANDER, ILLUSTRATIONEN LUKE BEST

Ähnlich wie 2003 wird uns der Sommer 2018 noch lange in Erinnerung bleiben. Bis weit in den Herbst hinein erlebten vor allem Mittel- und Nordeuropa einen Jahrhundertsommer, der infolge einer sogenannten Omega-Wetterlage entstanden war. Dabei wird ein ausgedehntes Hochdruckgebiet von den Azoren durch zwei flankierende Tiefdruckzonen so eingekeilt, dass es über einen langen Zeitraum stationär bleibt und die vom Atlantik kommenden, den Wetterwechsel herbeiführenden Westwinde blockiert. Das Resultat ist eine anhaltende und sehr langlebige Schönwetterperiode.

Rechtzeitiger Pflanzenschutz

Auch im Bordelais war 2018 ein Jahr der Extreme, weil die erste Hälfte des Jahres, ähnlich wie 2016, überaus regnerisch war, dann aber ab Mitte Juni mehr als drei Monate mit prächtigem Wetter folgten. Dies ist äusserst selten, häufig findet nach den Sommermonaten Juli und August ein Wetterwechsel statt, dem das vom Atlantik geprägte Bordelaiser Klima unerwünschte Regenfälle während der Ernte nachschickt. 2016 war die erste Jahreshälfte gleichermassen nass und unbeständig und brachte Probleme mit dem Falschen Mehltau, auch Peronospora genannt. Die Komplikationen mit der feuchten Witterung waren 2018 jedoch ungleich grösser. Viele Winzer liessen uns wissen, dass sie seit vierzig Jahren keine solche Epidemie mehr erlebt hätten. Die Temperaturen lagen meist etwas höher als üblich, und die Regenfälle waren so häufig, dass insbesondere biologisch und biodynamisch arbeitende Winzer mit allergrössten Schwierigkeiten zu kämpfen hatten (siehe Kasten). Wer nicht vorausschauend und vor allem zum richtigen Zeitpunkt Pflanzenschutz betrieb, verlor einen Grossteil seiner Ernte. Gerade dieser rechtzeitige Einsatz war sehr wichtig, oder wie es Alexandre Thienpont von Vieux Château Certan elegant formulierte: «Der Mehltau ist wie ein Chanson, man muss den richtigen Rhythmus finden, sonst sind die Anwendungen nutzlos.» Dies gelang nicht allen Winzern und entsprechend unterschiedlich sind die Erträge ausgefallen. Insgesamt betrachtet aber entsprach die Erntemenge mit 500 Millio- nen Litern dem zehnjährigen Durchschnitt.

Ein weiterer, verbreiteter Irrtum ist, dass tiefe Erträge per se ein Garant für hohe Qualität sind. Zu hohe Erträge führen zwar dazu, dass die Traubenschalen dünner und anfälliger auf Krankheiten werden und der Wein bescheide- ner ausfällt. Allerdings können tiefe Erträge – wie 2018 – auch Folge eines verfehlten Pflanzenschutzes sein. So hätten 2018 manche Châteaux durchaus doppelte Erträge bei höherer Qualität einbringen können. Erfreu- licherweise setzt sich vermehrt die Erkenntnis durch, dass es wichtiger ist, die Reben im Gleichgewicht zu halten, statt das Extrem zu suchen. Lagen die Erträge der roten Crus Classés im Bordelais bis Ende der 1990er Jahre meist bei 60 hl/ha, verfielen die Produzenten verwüstete ein Hagelsturm rund 3000 ha in Bourg und Blaye, ein weiterer richtete am 15. Juli vor allem im Sauternais Schäden an. Die Blüte begann Ende Mai unter guten Bedingungen, ab Mitte Juni herrschte schönes und warmes Wetter, und die Reben entwickelten sich rasant. Die Winzer, die einen effektiven Pflanzenschutz betrieben, hatten das Schlimmste überstanden. Der Sturm Ende Juni, jener am 1. Juli und insbesondere der von Météo France nicht vorhergesehene Wolkenbruch am 4. Juli waren für die konventionell arbeitenden Weingüter ein Segen, desaströs jedoch für biodynamisch geführte Weingüter wie Palmer, Pontet-Canet oder Haut-Bailly, die wegen des Falschen Mehltaus einen Grossteil ihrer Ernte verloren.

Grandioser Sommer

Der Monat Juli war einer der wärmsten seit langem, man registrierte die höchste Durch- schnittstemperatur seit 1954. Es begann eine dreimonatige grandiose Schönwetterperiode, unterbrochen nur von wenigen Schauern.

Es war warm, aber nicht so heiss wie 2003, und die Böden verfügten meist über ausreichende Wasserreserven. Der Farbumschlag vollzog sich ab Ende Juli bis zur dritten Augustwoche. Ende August verzeichnete man glücklicherweise einige Niederschläge, die Reifeblockaden aufgrund der Trockenheit entgegenwirkten. Der September war sommerlich – der heisseste seit sechzig Jahren – und bis weit in den Oktober hinein blieb es schön und trocken.

Der Stil der 2018er

Beim 2016er sorgten seinerzeit der Sturm am 13. September und der anschliessende starke Temperatursturz für einen insgesamt frischen, klassischen Stil der Weine – dies im Gegensatz zu den bei fast sommerlichen Temperaturen geernteten 2018ern. Das erklärt ihren wuchtige- ren, alkoholreicheren Stil mit vielen, teils sehr reifen, teils aber auch markanten Tanninen. Wie mir der Önologe Eric Boissenot, der sämtliche Premiers Crus des Médoc berät, mitteilte, war es extrem wichtig, während der Gärung äusserst sanft und relativ kurz zu extrahieren. Aufgrund des anhaltend trockenen, warmen Wetters verloren die Trauben viel Flüssigkeit, schrumpf- ten sogar ein wenig ein und waren ungewöhnlich klein und dickschalig. So wog eine Caber- net-Sauvignon-Beere auf Château Margaux zwischen 0,8 und 0,9 Gramm, gemäss Boisse- not liegt deren Gewicht aber üblicherweise bei 1,2 bis 1,3 Gramm. Besonders qualitätsorien- tierte Produzenten markierten die Rebstöcke, die unter Trockenstress litten, und lasen deren Trauben sowie die von Mehltau beschädigten Partien separat, um sie nicht für den «grand vin» zu verwenden. Das Zeitfenster der Lese war riesig, es konnte früh oder auch sehr spät geerntet werden, ohne das Risiko faulender Trauben eingehen zu müssen. Der Lesezeitpunkt bestimmte denn auch in erster Linie den Stil des Weines. So verwundert es nicht, dass sich der Jahrgang 2018 heterogener als der 2016er präsentiert. Interessanterweise scheinen viele der degustierten Gewächse über genügend Säure zu verfügen, obwohl diese in diesem Jahr besonders tief lag Es liess sich von seidigen, ungemein feinen Weinen (Lafleur) bis hin zu Gerbstoffmonstern (Bellevue Mondotte) alles finden. Die Winzer vergleichen den 2018er jeweils mit unterschied- lichen Jahrgängen. Tatsächlich dürfte die Spanne sehr breit sein: Gewisse Erzeugnisse erinnern an eine Mischung von 2010 und 2009, andere ähneln wieder mehr den klassischen 2016ern, einige wecken Reminiszenzen an die geschmeidigen 2015er und 1982er.

Vortreffliche Margaux

Eine unserer bevorzugten Appellationen war zweifelsohne die Gemeinde Margaux. Der Château-Margaux-Betriebsleiter Sébastien Vergne war zu Recht begeistert von der Qualität. Er präsentierte einen grandiosen, unglaublich vollen und dennoch delikaten Margaux mit massiven, herrlich abgerundeten Tanninen, der sicherlich zu den Stars des Jahrgangs zählt.

Auch Palmer gelang ein denkwürdiger, sanfter Riese, die Equipe erntete aber lediglich die Hälfte der sonst üblichen Menge an «grand vin». Ausgezeichnet waren auch Brane-Cantenac und Rauzan-Ségla, gefolgt von Malescot St-Exupéry und Prieuré-Lichine. Sogar Kirwan produzierte endlich wieder einmal einen guten Wein. Im Auge behalten sollte man die Weingüter der Familie Perrodo, die eine hervorragende Arbeit auf Labégorce und Marquis d’Alesme leistet.

In St-Julien degustierten wir einen grossartigen Ducru-Beaucaillou, der zweifelsfrei zu den Favoriten des Jahres gehört. Obwohl sehr konzentriert, besticht er durch eine kühle, klassische Aromatik. Auch der strenge, männliche Léoville Las Cases und der deutlich einnehmendere, femininere Léoville Poyferré gehören ohne weiteres in diese Kategorie.

Erfreulich auch Talbot und der seit kurzem wieder überzeugende Beychevelle, sowie die beiden Weingüter der Familie Barton. In Pauillac begeisterte uns Mouton-Rothschild, das einen Bilderbuch-Cabernet hervorbrachte Erstaunlich gut ist auch Clerc Milon, das den Petit Mouton und den Armailhac übertraf. Wie uns Philippe Dhalluin, Direktor der Mouton- Domänen mitteilte, zeigen sich jetzt auf Clerc Milon die ersten Resultate der Restrukturierung dieser aus 243 (!) Parzellen bestehenden Domäne. Ebenfalls zu den besten Pauillac zählen wir den wuchtigen, unglaublich noblen Pichon-Baron – sicherlich einer der schönsten Weine dieses Guts seit langem. Als elegant und distinguiert, wenn auch zurzeit etwas weniger eindrücklich, beurteilten wir die Gewächse der Premiers Crus Lafite und Latour; letzteres ist seit 2018 biozertifiziert. Obwohl Jean-Michel Comme seinen Pontet-Canet sehr euphorisch vorstellte, waren wir nicht der Meinung, dass es sich hier tatsächlich um den besten je erzeugten Wein dieses Betriebs handelt. Auch bei Lynch-Bages fragten wir uns ernsthaft, ob man bei dem aufgrund des Kellerneubaus in einem bescheiden eingerichteten Provisorium gekelterten 2018er wirklich das Optimum ausgeschöpft hatte. Die von Dörrfrüchten geprägten Aromen wollten überhaupt nicht zu den von manchen Journalisten verbreiteten Glanznoten passen. Cos-d’Estournel in St-Estèphe wirkte sehr unnahbar, säurebetont und verschlossen, dagegen begeisterte Montrose durch einen fülligen, üppigen Wein; auch Calon-Ségur war ausgezeichnet.

Homogene Graves-Region

Die trockenen weissen Bordeaux sind insgesamt sehr gut gelungen – ganz im Gegensatz zu den Sauternes – und besitzen, da sie deutlich früher geerntet wurden, eine für die warme Witterung überraschend belebende Frische.

Auch bei den Rotweinen verkosteten wir erstklassige Erzeugnisse, allen voran den konzentrierten, superben Haut-Brion, dicht gefolgt von La Mission Haut-Brion. Exzellent ist in den letzten Jahren auch der rote Domaine de Chevalier, dessen Preise höchst vernünftig geblieben sind. Nur wenig dahinter folgen Haut-Bailly und Pape Clément. Einen absolut sensationellen, unglaublich verfeinerten, finessenreichen Wein genossen wir in Pomerol auf Château Lafleur bei Baptiste und Jacques Guinaudeau. Wie Baptiste glaubhaft erläuterte, ist er überzeugt, dass durch die Wahl besserer Klone die Qualität im Bordelais insgesamt deutlich gesteigert werden könnte. So verfügen sie immer noch über die alten Cabernet-Franc-Klone, die im Bordelais nach dem grossen Frost 1956 breitflächig mit wenig überzeugendem Pflanzmaterial aus der Loire ersetzt worden sind. Von ebenfalls superber Qualität sind Vieux Château Certan, L’Eglise-Clinet und Le Pin, die sehr abgerundete, exquisite Weine hervorbrachten. Olivier Berrouet von Pétrus servierte uns einen exzellenten 2018er mit geschmeidigen Tanninen. Die beiden schönsten Weine in St-Émilion dürften Cheval-Blanc und Ausone sein, wer sich einige Flaschen ihrer Zweitweine sichern kann, sollte dies unbedingt tun.

Ausgezeichnet waren Figeac und Canon, wohingegen Angélus und Troplong Mondot offensichtlich einen Stilwechsel vollzogen haben und im Moment ein wenig belanglos wirkten. Wie gewohnt konnten wir uns mit den überextrahierten, extrem gerbstoffreichen Weinen von Gérard Perse (Pavie, Bellevue Mondotte usw.) nicht anfreunden.

Die Lage des Marktes

Die 2017er, die viel zu teuer angeboten wurden, haben sich erwartungsgemäss schlecht ver- kauft. China als wichtigster Exportmarkt für Crus Classés nahm letztes Jahr gar 30 Prozent weniger ab, und auch der restliche asiatische Raum ist zurzeit zurückhaltend. Desgleichen werden die Briten in der jetzigen Situation kaum grosse Mengen an überteuerten Weinen erwerben, zumal der oft praktizierte Weiterver- kauf nach Fernost unwahrscheinlich ist. Hinzu kommt, dass die Händler weiterhin über gute Bestände der Jahrgänge 2014, 2015 und 2016 verfügen. Eine zusätzliche Unwägbarkeit ist, dass Neil Martin, gewissermassen Parkers Nachfolger und einer der einflussreichsten Bordeaux-Bewerter, aus gesundheitlichen Gründen die Primeurs erst später verkosten wird. Auch das könnte der Nachfrage abträglich sein. Die vormals uneingeschränkte Dominanz Bordeaux’ im «Fine Wine»-Markt geht ausser- dem seit Jahren deutlich zurück, weil die Weinfreunde zunehmend Gewächse aus anderen Gebieten sammeln (etwa Burgund oder Italien). Dies sind für den Bordeauxliebhaber positive Signale. Vielleicht ist es sogar möglich, einige 2018er zu vernünftigen Konditionen zu erwerben. Ein Kauf en primeur sollte allerdings gut überlegt sein, nur wenige Weine lohnen eine frühzeitige Investition. Wer sich für aktuelle Marktpreise und das Potenzial von Sammlerweinen interessiert, sollte auf alle Fälle die Handelsplattform Livex sowie die Online-Suchmaschine Wine-Searcher konsultieren.

Bordeaux Jahrgang 2018
Biologischer oder herkömmlicher Weinbau?

Grundsätzlich gilt: Je trockener das Klima, desto weniger Pflanzenschutz ist nötig. So kann in gewissen Regionen (wie beispielsweise Toro in Spanien) in vorteilhaften Jahren fast ganz auf das Ausbringen von Spritzmitteln verzichtet werden. Je feuchter die Witterung jedoch ist, desto grösser ist die Gefahr von Pilzkrankheiten – und umso wichtiger ist der Pflanzenschutz. Ein bisschen lässt sich das feuchttropische Frühjahr 2018 im übertragenen Sinn mit einer heftigen Lungenentzündung vergleichen, bei der nur noch Antibiotika helfen. So gab der Direktor von Château Palmer, Thomas Duroux, unumwunden zu, dass die Biodynamie in derart extremen Jahren wie 2018 nicht funktioniert und sie sich überlegen müssen, wie sie künftig solche Herausforderungen angehen. Palmer erntete beispielsweise lediglich 11 hl/ha, wohingegen Château Margaux einen grandiosen Wein bei 37 hl/ha hervorbrachte. Gabriel Vialard, der technische Direktor des zum Teil biologisch bewirtschafteten Château Haut-Bailly, räumte mit erstaunlicher Offenheit ein, dass eine einzige systemische Spritzung den Ertrag von 21 hl/ha bei mindestens gleich hoher Qualität verdoppelt hätte. Zum Vergleich: Das nicht allzu weit entfernte Haut-Brion erntete einen exzellenten Wein bei einem Ertrag von 45 hl/ha.

Kupfer zur Bekämpfung des Mehltaus

Grundsätzlich wird im Pflanzenschutz unterschieden zwischen Kontakt- mitteln, die aussen auf der Rebe aufgebracht werden, teilsystemischen Mitteln (der Wirkstoff verteilt sich nur in der äusseren Blattschicht) und systemischen Mitteln (der Wirkstoff wird über den Saftstrom von der ganzen Pflanze aufgenommen). Kontaktmittel, wie beispielsweise Kupfer, das auch im Bio-Rebbau zugelassen ist, sind viel preiswerter und werden von aussen auf die Pflanze gesprüht. Kupfer bekämpft den Falschen Mehltau effektiv. Diese Pilzkrankheit wurde 1878 von Nordamerika eingeschleppt und verursacht seither beträchtliche Schwierigkeiten im Rebbau. Bereits 1885 setzte man im Bordelais erfolgreich als erstes Fungizid die sogenannte Bordeauxbrühe ein, eine Mischung aus Kupfer- sulfat, Kalk und Wasser. Sie hat den Vorteil, dass sich keine Resistenzen und relativ wenig Rückstände im Wein bilden. Die Nachteile sind die über die Jahre massive Anreicherung von Schwermetall im Boden mit entsprechen- den toxischen Auswirkungen auf Bodenorganismen, die Begleitflora und nicht zuletzt auf die Reben selbst. Die Bodenfruchtbarkeit wird langfristig beeinträchtigt, umso mehr, als bei häufig wiederkehrenden Regenschau- ern auch öfter behandelt wird. So mussten Bio-Winzer 2018 viel mehr Spritzungen durchführen als konventionell arbeitende Betriebe. Nicht nur das Kupfer, sondern auch die dieselbetriebenen Traktoren, die in den durchnässten Böden zu starken Verdichtungen führen, sind Begleiterschei- nungen, die gerne verschwiegen werden. Hinzu kommt, dass im Frühjahr die rasch wachsenden Triebe ungeschützt sind. Hier greifen die systemi- schen und teilsystemischen Fungizide, deren Wirkstoffe von der Pflanze aufgenommen werden. Dadurch sind sämtliche Pflanzenteile, also auch die frisch gewachsenen Triebe, gut und deutlich länger geschützt. Ihr grosser Nachteil ist indes, dass sich bei wiederholtem Einsatz schnell Resistenzen bilden. Sie sollten daher nur selten, in problematischen Wettersituationen und mit wechselnden Wirkstoffen (Aluminiumfosethyl und Kaliumphos- phonat) angewendet werden. Erfolgt nach der Blüte kein Einsatz mehr, sind glücklicherweise praktisch keine Rückstände im Wein nachweisbar.

Mehr Bodendistanz durch Klimawandel

Die Kunst dürfte sein, in derart schwierigen Jahren einen passenden Mix aus Kontakt- und systemischen Spritzmitteln zu finden und die systemischen Applikationen möglichst früh zu stoppen. Insbesondere spät ausgebrachte Botrytismittel im August und September können zu Rückständen im Wein führen. Ein weiteres Problem im Bordelais stellt das Reberziehungssystem dar. Wie ein angesehener, nicht aus dem Bordelais stammender Winzer zu Recht bemerkte, seien die relativ tief am Boden gezogenen Stöcke viel anfälliger auf Pilzkrankheiten, da kontaminierte Erdpartikel bei Regenfällen sehr schnell eine Infektion durch Pilzsporen auslösen können. Früher war eine tiefe Reberziehung durchaus sinnvoll, weil die Bodennähe mehr Wärme generierte und dadurch eine bessere Reife bewirkte sowie die Bearbeitung mit den Ochsen vereinfachte. Beides trifft heute nicht mehr zu: Zwischen den Rebzeilen fahren Traktoren, und der Klimawandel verlangt eigentlich eine grössere Bodendistanz der Trauben, um überreifes Lesegut zu vermeiden.

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