Auf ein Glas Wein mit... Christoph Franz

Philipp Schwander im Interview mit Christoph Franz

Christoph Franz, 60, studierte in Darmstadt, Lyon und Berkeley Wirtschaftsingenieur. Bekannt wurde er in der Schweiz, als er 2004 die Führung der Swiss übernahm. 2011 –2014 war er CEO der Deutschen Lufthansa AG, seit 2014 ist er Präsident des Verwaltungsrates des Schweizer Pharmakonzerns Roche. Er ist in weiteren Verwaltungs- und Stiftungsräten tätig und Mitglied in der Versammlung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK). Franz ist verheiratet und Vater von fünf Kindern.

Lieber Christoph, du bist in Frankfurt geboren, das liegt unweit der berühmten Wein- region Rheingau. Hast du diesen Landstrich oft besucht?

Absolut. Ich war mit meinen Eltern öfter auf Erkundungstour in dieser wunderschönen Gegend, mit der ich herrliche Erinnerungen verbinde. Dabei haben wir auch verschiedene Weingüter besucht und die eine oder andere Flasche eingekauft.

Immer wieder stelle ich fest, dass du ein guter Weinverkoster bist. Das lernt man nicht von heute auf morgen. Wie bist du denn zum Wein gekommen?

Einerseits durch den Weingenuss zu Hause bei meinen Eltern, insbesondere aber auch durch mein Studium in Lyon. Von dort ist man schnell in der Côtes du Rhône, im Beaujolais und im Burgund. Für uns junge Leute war das damals eine faszinierende Zeit und an den Wochenenden haben wir sowohl Weingüter als auch die zahlreichen einfachen, aber guten Restaurants in Lyon besucht. Hier entdeckte ich meine Liebe zum Wein.

Dann hast du also die deutschen Weine erst nach den französischen entdeckt? Und hast du die Freude am Wein während deines Studiums in Darmstadt weitergepflegt?

Frankreich hat mich sozusagen mit dem ‹Weinvirus› infiziert und diese Begeisterung hielt natürlich auch an, als ich zurück in Deutschland war. Darmstadt ist in dieser Hinsicht sehr gut gelegen, denn man kann viele verschiedene deutsche Weinregionen wie die Hessische Bergstrasse, Franken und Rheinhessen erkunden.

Welche Weine schätzt du besonders?

Meine Favoriten sind hochstehende deutsche Rieslinge, mit denen ich ja gewissermassen aufgewachsen bin und die grossen Pinot Noir aus dem Burgund. Aber selbstverständlich geniesse ich auch viele andere Weine. Varietas delectat!

Trinkst du oft teure Weine?

Nein, recht selten. Ich bevorzuge Weine mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis und geniesse gerne unbeschwert ein gutes Glas, ohne danach ein schlechtes Gewissen wegen des Preises haben zu müssen.

Welche Qualitäten sollte deiner Meinung nach ein Wein aufweisen, der im Flugzeug serviert wird?

Die Geschmacksempfindung ist im Flugzeug auf grosser Höhe etwas reduziert. Die Speisen werden daher stärker gewürzt und deshalb sollten auch die Weine etwas kräftiger und intensiver sein.

Was für Weine trinkst du in deinem Ferienhaus in Frankreich?

Vorzugsweise die eleganten, erfrischenden Weissweine aus der Loire. Da gibt es eine Vielzahl grossartiger Gewächse, die man bei uns teilweise gar nicht kennt. Von den bekannten Weinen schätze ich beispielsweise sehr die klassischen Sauvignon Blanc aus Sancerre, die in der Aromatik nicht zu aufdringlich sind.

Wir sind einmal zusammen mit deinem Sohn in die Bündner Herrschaft gefahren. Versuchst du, deinen Kindern die Freude am Wein zu vermitteln?

Man wird ja nicht einfach als Weinliebhaber geboren, sondern muss schrittweise an das reichhaltige Spektrum der verschiedenen Regionen herangeführt werden. Die kulturelle Vielfalt der Weingebiete und die unterschiedlichen handwerklichen Traditionen versetzen doch immer wieder in Erstaunen. Ich finde es wichtig, dies den eigenen Kindern weiterzugeben, weil es ein wichtiger Aspekt für die Lebensfreude  und  das  ‹Savoir-vivre› sein kann.

Welche Weine der Selection Schwander gefallen dir?

Ich trinke sehr gerne deine Grünen Veltliner aus Österreich und natürlich die deutschen Rieslinge, im Moment zum Beispiel die Spezialfüllung von Schönborn. Bei den Rotweinen gefallen mir aktuell der ‹Rarissime› 2017 und der Château de La Rivière 2014 besonders.

Einige Fragen zur aktuellen Corona-Situation. War deines Erachtens der Lockdown notwendig?

Angesichts der raschen Verbreitung des Virus und unserer geringen Kenntnis darüber war er zum damaligen Zeitpunkt sicher gerechtfertigt.

Was ist der Beitrag von Roche zur Corona-Krise?

Roche ist in der privilegierten Situation, den zurzeit ersten kommerziellen Coronavirus-Test zum Nachweis von Antikörpern gegen Covid-19 entwickelt zu haben, der bei einer Spezifität von 99.8% liegt. Das erreicht bisher kaum ein anderer Test. Ins- gesamt stellen wir derzeit weltweit fast die Hälfte aller Corona- Tests zur Verfügung und fahren die Kapazitäten weiter hoch.

Zusätzlich befindet sich das Roche-Medikament RoActemra zur Bekämpfung der durch das Corona-Virus verursachten Lungenentzündung kurz vor dem Ergebnis der klinischen Zulassungsstudie.

Wann glaubst du, kommt ein neuer Impfstoff auf den Markt?

Ein Impfstoff, der nicht ausreichend getestet wurde, birgt hohe Risiken. Von daher kann er nicht über Nacht entwickelt werden. Es ist realistisch davon auszugehen, dass wir erst in etwa zwölf bis achtzehn Monaten mit einem Impfstoff rechnen können.