Eine Reise zu den Weinbaugebieten im Burgund

Man sagt, aus der Region zwischen Dijon und Lyon kämen die besten französischen Weine. Die teuersten Weine stammen zweifellos aus der Bourgogne. In den letzten 15 Jahren wurden die Abfüllungen aus den burgundischen Appellationen teilweise so teuer, dass sie für Normalsterbliche kaum noch zu bezahlen sind und selbst hochpreisige Bordeaux-Weine übertreffen. Zu nennen wäre hier insbesondere das berühmte und teuerste Weingut Romanée-Conti, dicht gefolgt von der Domaine Armand Rousseau und der Domaine Leroy. 

Dennoch bedeutet ein Etikett mit burgundischer Herkunft nicht zwangsläufig, dass sich hinter ihm ein ausgezeichneter Wein verbirgt. Das Burgund ist stark parzelliert, unübersichtlich und kämpft mit Klimaten, die sowohl für die Chardonnay-Rebe, aber noch viel stärker für den kapriziösen Pinot noir eine Herausforderung darstellen. Und selbst bei hervorragenden Terroirs verlassen immer wieder schlechte, aber hochpreisige Weine die burgundischen Appellationen. Kurzum: Das Burgund macht es uns nicht einfach und kann selbst für Weinkenner abschreckend und frustrierend sein. 

Wir möchten daher für Sie ein Wegweiser durch das Weinbaugebiet Burgund sein und Ihnen helfen, bei den zahlreichen Qualitätsbezeichnungen den Überblick zu bewahren und in dieser Top-Etage der internationalen Weinwelt den richtigen roten oder weissen Burgunder auszuwählen, der sein Geld wirklich wert ist. 

Die Weinregion der 100 Appellationen

Das Burgund bezeichnete sich lange Zeit als die Weinregion der 100 Appellationen. Tatsächlich sind es aber nur rund 84 geschützte Anbaugebiete, die sich wie ein 300 Kilometer langes Band zwischen den beiden Städten Dijon und Lyon erstrecken. Obgleich das Weinbaugebiet Burgund nur knapp 4 Prozent der gesamten Rebfläche Frankreichs ausmacht, stammt aus der Bourgogne ein Viertel aller offiziellen AOC-Appellationen. Für jede einzelne Appellation gelten andere Vorschriften, die nicht nur die zugelassenen Rebsorten und Ertragsmengen, sondern auch das Rebenerziehungssystem streng vorgeben. Die wichtigsten roten Rebsorten sind Spätburgunder / Pinot noir sowie mit beträchtlichem Abstand Gamay. Bei den weissen Reben überwiegen Chardonnay sowie am Rande Aligoté. Echte Burgunder werden jedoch ausschliesslich reinsortig aus Pinot noir und Chardonnay gekeltert.

Vereinfacht lässt sich das Burgund in zwei Zonen gliedern. Die vorzüglichen französischen Weissweine aus dem Burgund stammen aus der Region südlich von Dijon, die Cote d’Or, die durch einen über 60 Kilometer langen Kalksteinabbruch geprägt wird. In den nördlichen Terroirs des Burgunds, in der Côte de Nuits, werden ausschliesslich Rotweine der Rebsorte Pinot noir produziert. In den Weinlagen der Côte de Beaune, um Beaune im Süden gedeihen sowohl rote als auch weisse Reben. Lassen Sie uns nun eine Reise in die wichtigsten Weinbauregionen antreten.

Puligny-Montrachet: Die Adresse für weisse Burgunder aus Chardonnay 

Unsere Reise beginnt in den Weinbergen an der Côte de Beaune in der Gemeinde Puligny-Montrachet, einem Ort, der für Weintouristen und Winzer aus aller Welt unlängst zur Pilgerstätte geworden ist. Der Grund? Der Chardonnay aus Puligny-Montrachet gehört zur absoluten Weltspitze, nicht nur im Hinblick auf die Rebsorte, sondern für Weisswein generell. 

Die Rebfläche von Puligny-Montrachet ist in die vier Premier-Cru-Lagen wie Le Montrachet, Chevalier-Montrachet, Bâtard-Montrachet, Bienvenues-Bâtard-Montrachet sowie zehn Grand-Cru-Lagen unterteilt, wobei auf die Premier-Cru-Lagen von Puligny-Montrachet heute rund 100 Hektar entfallen. Doch was macht den Chardonnay aus diesem burgundischen Weinbaugebiet eigentlich so einmalig? Der Qualitätsunterschied ist zum einen auf die unterschiedlichen Bodenverhältnisse zurückzuführen, die an der Côte de Beaune ohne Übertreibung als hervorragend bezeichnet werden können. Ausserdem besitzen die Weine langfristig ein spannendes Entwicklungspotenzial, das nach einigen Jahren der Lagerung voll zur Geltung kommt. Nicht selten zeigt sich die wahre Komplexität eines Montrachet erst nach mehreren Jahren der Reifung. Charakteristisch sind die intensiven mineralischen Noten und die deutlich erkennbaren Eichenholzaromen, die aus dem Barriqueausbau stammen. Wir können Ihnen einen französischen Weisswein aus Puligny-Montrachet insbesondere empfehlen, wenn Sie etwas weniger fruchtige Weissweine bevorzugen. 

Der geringe Anteil von Rotwein, der aus diesem Anbaubereich stammt, wird aus Pinot noir gekeltert, wobei ihm – anders als sonst im Burgund üblich – bis zu 15 Prozent weisse Rebsorten (Chardonnay und Pinot blanc) beigefügt werden. 

Meursault: Chardonnay in Perfektion 

In der Mitte der Côte de Beaune liegt die weltberühmte Weinbauregion von Meursault, die auf mehr als 350 Hektaren allein 17 Premier-cru-Lagen umfasst und von rund 170 Winzern bewirtschaftet wird. An dieser Stelle werden auch die besonderen Besitzverhältnisse des Burgunds augenscheinlich. Die Qualität des Weins aus Meursault lässt sich allgemein als ausgesprochen gut bezeichnen. Wir würden sogar so weit gehen, zu behaupten, dass die aus den Weinreben Chardonnay und Pinot blanc gekelterten französischen Weissweine aus Meursault zu den besten Tropfen des Burgunds gehören. Ihr Geheimnis ist, dass sie üblicherweise im Barrique ausgebaut werden und so ein sehr weiches Aroma gerösteter Nüsse erhalten, dass sich je nach Terroir buttrig oder nach Honig schmeckend mit Anklängen an Lindenblüte oder Weissdorn ausgestaltet. So in etwa sieht die typische Visitenkarte eines Meursault aus. Wenngleich Meursault als ein Meer von Chardonnay bezeichnet werden kann, haben sich einige wenige Parzellen wie Meursault-Côte de Beaune sowie Volnay-Santenots dem Pinot noir verschrieben. 

Rotweinliebhabern können wir diesen besonderen Wein, der durch seine geringe Abfüllmenge kaum bekannt ist, unbedingt empfehlen. Seine Eleganz und Leichtigkeit, kombiniert mit den starken Aromen der Schwarzkirsche, machen den Premier-Cru-Wein aus Meursault zu einem heimlichen Favoriten aus dem Burgund. 

Chablis: Aromatische Weissweine aus dem Norden  

Chablis ist das nördlichste offiziell anerkannte Weinbaugebiet der Bourgogne und liegt mit seiner Lage um den 48. Breitengrad nahezu auf der Höhe von Basel. Es gehört damit zur nördlichen Grenzlage in der Erzeugung von Qualitätsweinen. Und dennoch entsteht hier, zwischen Loire und Champagne, ganz ohne Hinzunahme eines ausgesucht guten Mikroklimas erstklassiger trockener Weisswein, der Chablis. Diesen weissen Burgunder kennzeichnet ein typisch frischer und mineralischer Charakter mit Aromen von Äpfeln, Birnen und Zitrusfrüchten sowie ein grünlich-goldener Farbton. Sie können sich bei Ihrer Suche nach einem sehr guten Chablis an den vier unterschiedlichen Qualitätsstufen orientieren:

• Petit Chablis: ein Weisswein mit deutlichen Säurenoten, der jung getrunken wird.

• Chablis: die klassische Variante, die aus den zur Sonne gewandten Steilhängen stammt. 

• Chablis Premier Cru: eine besonders hochwertige Spielart, die von den fruchtigen Untergründen sowie dem vorteilhaften Mikroklima profitiert und eine einmalige Mineralität besitzt.

• Chablis Grand Cru: der König unter den Chablis, der die einzigartige Vielseitigkeit der Chardonnay-Traube widerspiegelt und aufgrund seines Alterungspotenzials geschätzt wird.