Second de La Fleur (rot) 2016, St. Emilion Grand Cru, Bordeaux

Als ich mit Gavin Quinney im November 2019 für die Zusammenstellung des letztjährigen März-Angebots rund siebzig ausgewählte Bordeaux blind verkostete, errang einen der vordersten Plätze der Zweitwein des St-Émilion Weinguts La Fleur. Es zeichnete sich allerdings bereits zu jenem Zeitpunkt ab, dass sein Preis zu hoch liegen würde. Trotzdem besuchte ich im Januar 2020 das Château, das seit 2002 zu den Weindomänen der Industriellenfamilie Dassault gehört. Wie mir der Direktor Romain Depons erklärte, handelt es sich beim Gewächs, das uns so begeistert hatte, eigentlich gar nicht um einen Zweitwein; tatsächlich stammt dieser Bordeaux vom ehemaligen, an La Fleur angrenzenden Weingut Trimoulet, das 2016 erworben und in La Fleur integriert wurde, da es über die gleichen hochwertigen Böden verfügt. Romain erläutert: «2016 war ein denkwürdiges Jahr mit einer hohen Reife. Der Wein wurde fünfzehn Monate in einjährigen Barriques gereift, ist grossartig gelungen und besitzt eine bemerkenswerte Struktur.» Die Verkaufsdirektorin Valérie Befve erzählt, dass die vier Kinder des legendären Familienpatriarchen Serge Dassault regelmässig zu Besuch kämen und sich sehr für ihre Weingüter, zu denen auch Faurie de Souchard gehört, engagieren würden. Sie sagt: «Man hat nicht den Eindruck, in einem Grosskonzern zu arbeiten, sondern für einen persönlich geführten Familienbetrieb; das ist äusserst angenehm.» Dassault ist der weltweit grösste private Luftfahrtkonzern, der unter anderem die Flugzeuge Rafale und Falcon produziert. Ausserdem gehören verschiedene andere Geschäftszweige dazu, so auch rund siebzig Zeitungen, darunter Le Figaro. Wir verkosten sämtliche Weine der Vignobles Dassault und müssen gestehen, dass der verführerische Second de La Fleur 2016 unser Favorit bleibt. Auch beim anschliessenden Mittagessen auf Château Dassault, das von einem einmaligen, fünf Hektar grossen Park umgeben ist, ertappen wir uns dabei, wie wir immer wieder von diesem Wein nachschenken. Angesichts seines bedauerlicherweise sehr hohen Preises müssen wir allerdings schweren Herzens auf einen Kauf verzichten. Doch dann erhielt ich vor einigen Wochen einen Anruf von Valérie Befve. Aufgrund von Covid haben sich die Verkäufe im Bordelais deutlich verringert, was es mir ermöglichte, mich mit Valérie auf einen derart attraktiven Preis zu einigen, dass ich Ihnen diesen vorzüglichen St-Émilion nun unter zwanzig Franken offerieren kann. Wem Prestige weniger wichtig ist als eine erstklassige Qualität, wird mit Sicherheit begeistert sein von diesem Wein!