Vn Grand Vin du Médoc 2009 (rot)

Einer der originellsten Weingutchefs, die wir je kennengelernt haben, ist mit Sicherheit der schottisch-stämmige Andrew McInnes von Château Ramafort. Kein Aufwand ist ihm zu gross, um die Gäste auf seinem Weingut zu erheitern. Gleich nach der Ankunft führt er uns zu den Fahnenstangen vor der Kellerei, wo er zu unseren Ehren die Schweizer Flagge gehisst hat und fordert uns auf, die Nationalhymne zum Besten zu geben. Dank meines Geschäftspartners Felix Kauf, der für solche Sondereinsätze aufgrund seiner Gesangsausbildung immer gerne zu haben ist, machen wir zu Andrews grossem Erstaunen eine äusserst gute Figur. Sehr professionell geht es hingegen direkt im Anschluss weiter: Andrew hat eine ausgedehnte Blinddegustation vorbereitet, in der wir die jüngeren Jahrgänge von Château Ramafort gegen andere, uns nicht bekannte Châteaux blind verkosten. Als grösste Überraschung in der Reihe stellt sich dabei der 2012er von Château Grivière heraus, das ebenfalls zu Ramafort gehört und ausgezeichnet abschneidet. Andrew erläutert: «Château Grivière hat hervorragende Böden mit einem höheren Lehmanteil, was für die Merlot-Traube von Vorteil ist. Der Wein ist deshalb immer sehr charmant und zugänglich.» Eigentlich ist von der noch verfügbaren Menge des verführerischen 2012ers bereits alles reserviert. Nach einigem Hin und Her können wir Andrew jedoch dazu bewegen, die Zuteilungen an andere Händler in England und Japan zu unseren Gunsten zu kürzen. Beim Abendessen mit schottischem Haggis als Vorspeise und einem grossartigen Côte de Bœuf zum Hauptgang überrascht uns Andrew erneut mit zwei verdeckten Rotweinen. Der eine präsentiert sich nobel und sehr zugänglich, der andere gleichwertig, aber noch etwas jugendlich. Freudestrahlend lüftet er das Geheimnis: Der eine Wein ist Château Montrose 2009, ein legendärer ‹100-Parkerpunkte-Wein› und der andere, den wir als qualitativ ebenbürtig beurteilt haben, ist die ursprünglich nur für die Eigentümer vorgesehene Spezialfüllung ‹Vn› von Château Ramafort, von der lediglich 3000 Flaschen gefüllt wurden. Sie wurde aus hand- verlesenen, von den allerbesten Parzellen stammenden Cabernet Sauvignon-Trauben gekeltert und wie ein Bordeaux Premiers Crus während 18 Monaten in neuen Barriques gereift. Der ‹Vn› des legendären Jahrgangs 2009 präsentiert sich jetzt trinkbereit und absolut köstlich – er kann ohne weiteres neben den ganz grossen Bordeaux kredenzt werden!