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Kunstkarten
Carl Wilhelm Kolbe "Kräuterstück Leierspieler am Brunnen" ca 1803
Carl Wilhelm Kolbe d.Ä. (1759 – 1835)
Einer der ungewöhnlichsten, eigenständigsten und zugleich – gemessen an seiner Bedeutung – unbekanntesten deutschen Künstler ist Carl Wilhelm Kolbe, der hauptsächlich in Dessau sein umfassendes graphisches Oeuvre schuf, das v.a. Landschaften und Pflanzen zeigt. Es greift in vielem bereits Themen des 19. Jahrhunderts auf, entzieht sich aber weitgehend einer präzisen Kategorisierung. Auch war Kolbe nur graphisch und nicht malerisch tätig, und da die deutsche Landschaftsdarstellung vor 1800 keine allzu grosse Beachtung fand, mag dies ebenfalls zu seiner geringen Bekanntheit beigetragen haben.
Zu Kolbes Zeit regierte Leopold III. Friedrich Franz das Fürstentum Anhalt-Dessau, das dieser umfassend reformierte und zu einem der modernsten Kleinstaaten Europas formte; hier liess er auch die ersten europäischen Landschaftsgärten ausserhalb Englands anlegen. Kolbe, 1798 vom Fürsten zum Hofkupferstecher ernannt, liebte die Dessauer Landschaft mit ihren riesigen Eichenwäldern und dem reich bewachsenen Ufer der Elbe zutiefst. Seine Leidenschaft für die üppige Vegetation wurde im Laufe der Jahre ausgeprägter, bis er sie zum eigentlichen Thema seiner Darstellungen machte – wahrscheinlich erstmals mit der Radierung Martens Nr. 84, in der eine übermannshohe Klettenstaude die ganze linke Bildhälfte einnimmt.
Diese insgesamt 28 höchst ungewöhnlichen Kräuterblätter, unter Kennern berühmt und wahrscheinlich auch Max Ernst inspirierend, sind Kolbes ureigene Erfindung: eine Kombination von Stilleben und Landschaft mit überdimensionalen, immer wiederkehrenden Pflanzen wie beispielsweise Hopfen, Schilf, Zaunwinde, Löwenzahn, Wasserampfer oder die Grosse Klette. Einen ersten Höhepunkt in der Reihe der Kolbeschen Kräuterstücke stellt die ‹Kuh im Sumpfe, Martens Nr. 89› (Abb. 2) dar. Um 1801 folgt dann mit ‹Et in Arcadia ego, Martens Nr. 96› eines seiner schönsten Blätter. 1802 bringt er ‹Leierspieler am Brunnen, Martens Nr. 95› (Abb. 3) heraus, das zu seinen hinreissendsten Blättern zählt. Für die detaillierteren Beschriebe vgl. hierzu die Kommentare von Ulf Martens, Agnes Thum und Antony Griffiths.